Gemeindenbildung

Nachdem Schleswig-Holstein im Jahre 1866 preußische Provinz geworden war, wurden am 1. Oktober 1889 die Harden aufgelöst. An ihre Stelle traten die kleineren Amtsbezirke. Die Gemeinden Steinfeld, Kius (mit Gunneby) und Ulsnis (mit Hestoft) bildeten den Amtsbezirk Ulsnis. Erst im Jahre 1969 wurde im Rahmen der Ämterneuordnung das Amt Ulsnis aufgelöst und mit Wirkung vom 1.April 1970 dem neu gebildeten Amt Süderbrarup zugeordnet zugehörig.

1973 erfolgte in der Gemeinde Kius die Beschlussfassung für die Zusammenlegung mit der Gemeinde Ulsnis. Am 28.01.1974 fand die letzte Gemeinderatssitzung der alten Gemeinde Kius statt. Am 1.02.1972 waren die Gemeinden Kius und Ulsnis formell zur Gemeinde Ulsnis vereint. Erster gemeinsamer Bürgermeister wurde Hans Hansen aus Gunneby. Autor: Richard Krohn, Vorabdruck von Teil 1 der Geschichte der Gemeinde Ulsnis für die neue Ausgabe der Chronik

Bedeutung der Ortsnamen

Zur Gemeinde Ulsnis gehören die Dörfer Ulsnis, Hestoft, Kius und Gunneby.

Der Name Ulsnis findet erstmals Erwähnung im Jahre 1349 als „VLFSNEES“. Das Wort ist abgleitet aus dem dänischen „Ulf“, gleich „Wolf“ und dem dänischen „Näs“, deutsch „Nis“, was „Nase“, „Landvorsprung“ bedeutet ( bzw. laut Jensen: Angeln, (1922): „Ins Meer vorspringende Landspitze“.

Der Ortsname Hestoft setzt sich zusammen aus „Hest“ gleich „Pferd“ und „Toft“ gleich „eingefriedetes Land“ (Vgl. Dorfchronik S. 157).

Zur Bedeutung des Ortsnamens Kius weist der Verfasser dieses Kapitels in der Dorfchronik darauf hin, dass das Wort, abgeleitet von Kyus, Kues, in Island „enges Tal“ bedeutet.

Der Ortsname Gunneby hat sich laut Chronik aus dem Wort „Gundebuy“ entwickelt; der Name wird als „Dorfsiedlung“ gedeutet (nach Dankwart Meyer, 1652), wobei die Endung „by“ ursprünglich „Einzelhof“ bedeutete. Autor: Richard Krohn, Vorabdruck von Teil 1 der Geschichte der Gemeinde Ulsnis für die neue Ausgabe der Chronik

Zur Geschichte der Gemeinde Ulsnis

Werkzeug- und Waffenfunde weisen auf eine frühe Besiedlung hin. Im Zuge der Völkerwanderung verlassen ab etwa 400 n. Chr. Stammesteile der Angeln ihr Ursprungsland und gründen in Britannien neue Siedlungen. Nahe dem Steilufer bei Dallacker stehen in einer Reihe 14 größere Steine. Einer Sage zufolge sind diese von einem Sippenältesten für sich und seine 13 Söhne gesetzt worden, die Angeln seinerzeit verlassen haben. Noch im 7. Jahrhundert war Angeln von Sümpfen und Binnenseen durchzogen, urwaldähnlich bewachsen und kaum bewohnt. Die Neubesiedlung erfolgt in den folgenden Jahrhunderten.

Zu Beginn der Wikingerzeit, um 811, herrscht in Sliesthorp-Haithabu der Dänenfürst Gudfred. In Verhandlungen mit Karl dem Großen wird die Eider als Grenze zwischen dem Frankenreich und Dänemark festgelegt. 1115 setzt König Niels von Dänemark seinen Neffen Knud, als Herzog der Dänen, zum Statthalter von Schleswig ein, um das Reich gegen die Wenden zu verteidigen. Unter ihm erhält das Herzogtum die ersten Grundlagen staatlicher Ordnung.

Unter König Waldemar II (1202-1241) gelangt Dänemark auf die Höhe seiner Macht. 1214 erkennt Kaiser Friedrich II Barbarossa die Elbe als Südgrenze Dänemarks an. 1231 lässt Waldemar II ein Erdbuch über die königlichen Güter und Einkünfte anfertigen. Das Erdbuch liefert erstmals Aufschluss über die Verwaltungsstrukturen. Hiernach besteht das Herzogtum Schleswig aus drei "Sysseln", die wiederum in verschiedene "Harden" (kleinere Bezirke) untergliedert sind. Angeln bildet die östliche Hälfte des Islathe Syssel. Anstelle der Syssel tritt später die Einteilung in Ämter, die aber kleinere Bezirke umfassen. Bei der Auflösung des Islathe Syssels kommt der nördliche Teil Angelns zum Amt Flensburg, der südliche zum Amt Gottorp.

1231 gibt es nur fünf Harden im Bereich Angelns. Der Name Harde ist abgeleitet von Hundert, weil dieser Bezirk etwa 100 Familien oder Besitzungen umfasste. Zu den fünf Harden Angelns kommen im Laufe der Jahrhunderte noch einige dazu, ferner scheiden aus den Harden gleichzeitig Besitzungen aus. Von Alters her bestand der größte Teil des Landes in Angeln aus sogenannten "Bondengütern", deren Besitzer frei und unabhängig auf ihren Gütern wohnten. Bewohner, die ihren Besitz zu Lehen von einem fremdem Grundherrn hatten, (König, Adel, Kirche), waren "Feste Bauern", die zu bestimmten Abgaben und Diensten verpflichtet waren.

Ulsnis, Hestoft, Kius und zwei Höfe aus Gunneby gehörten zur Vogtei Ulsnis, die wiederum dem Domkapitel in Schleswig unterstand.

1440 erhält Adolf VIII, Graf von Holstein, Schleswig als erbliches Lehen. Schleswig und Holstein sind damit unter einem Herrscher vereint. 1460 werden im "Vertrag von Ripen" Dänemark und Schleswig-Holstein durch Personalunion miteinander verbunden.

Im Jahre 1766 kommt es zu der königlichen "Verordnung betreffend die Beförderung der Einkoppelung und Aufhebung der Gemeinschaft der Dorffelder etc. für das Herzogthum Schleswig". Dieses sogenannte "Verkoppelungsgesetz" führt zur Aufhebung der Feldgemeinschaften und des Flurzwangs. Im Gesetz wird die Anlage von Knicks in Form lebender Wallhecken angewiesen. Da die Knicks für die Landschaft Angeln von besonderer Bedeutung sind, sei an dieser Stelle kurz darauf eingegangen. "Das Resultat sah im Idealfall so aus, dass jeder Hof von nun an etwa zehn bis zwölf eingefriedigte Koppeln besaß, die in einem festen Turnus bewirtschaftet wurden. Die Fruchtfolge konnte dabei etwa so aussehen: In den erste fünf bis sechs Jahren nacheinander Raps, verschiedene Getreidearten, Hackfrüchte und Kleehafer, in den folgenden fünf Jahren wurde die Koppel in Weideland umgelegt und im zwölften Jahr erfolgt die Brache mit reichlicher Düngung. Im Zusammenhang mit der Brache wurden auch die Knicks abgeholzt, so dass die Koppel während der Nutzung als Pflugland nicht zu sehr beschattet wurde. Das abgetriebene Holz diente als Feuerung und lieferte außerdem alles, was an Hölzern für Arbeitsgeräte gebraucht wurde. Nach rund sechs Jahren waren die Knicks so stark ausgeschlagen, dass sie für die folgenden Weidejahre als Schattenspender und zugleich als wehrhafte Zäune dienen konnten." (aus: Arnold Lühning: Koppelwirtschaft und Knicks).

1770 erfolgt die Auflösung des Domkapitels. 1777 wird die Vogtei Ulsnis wieder mit der Harde (Schliesharde) vereint.

Nach Vermessung und Aufteilung des Landes wird der Besitz in Erdbüchern festgelegt.

In Ulsnis erhalten drei Siedler ihr Land nördlich der Schlusbek ("Drei Männer Teich"), neun Siedler südlich der Schlusbek. Jeder bekommt Ackerland-, Wiesen- und Waldanteile.

In Hestoft erhalten 1789 acht Hufner sowie ein Kätner Landflächen zugeteilt.

In Kius erhalten sechs Hufner Land.

Am 1. Mai 1784 wird in Gunneby die Leibeigenschaft gegenüber dem Gut Lindau aufgehoben. Durch die Vermessung und Verteilung des Grundbesitzes im Jahre zuvor entstehen hier fünf Voll-Hufner-Stellen und zwölf Kätner-Stellen.

1848-51 erhebt sich Schleswig-Holstein gegen die dänische Zentralregierung. Infolge des Krieges Preußen/Österreich gegen Dänemark tritt das Königreich 1864 die Herzogtümer an Preußen/Österreich ab.

Nach dem Kriege Preußens gegen Österreich wird Schleswig-Holstein1866 preußsche Provinz.

Nach dem Ersten Weltkrieg wird Nordschleswig durch Volksabstimmung dänisch. Südschleswig mit Holstein verbleibt als preußische Provinz beim Deutschen Reich. Autor: Richard Krohn, Vorabdruck von Teil 1 der Geschichte der Gemeinde Ulsnis für die neue Ausgabe der Chronik

Chronik der Gemeinde Ulsnis

Der historische Teil unserer Internetseiten ist nach wie vor nicht vollständig - und wird es auch wohl nie sein können, schließlich geht Geschichte weiter, werden Zeitabschnitte immer wieder neu definiert und festgelegt. Dennoch unternehmen wir den Versuch, anhand der Chronik (Bild rechts) die wichtigsten Daten zu erfassen und zu dokumentieren. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und stöbern Sie. Besitzen Sie selber historisches Material aller Art: wsir würden uns freuen, von Ihnen zu hören! An dieser Stelle sei den AutorInnen der "Chronik der Gemeinde Ulsnis" sowie Berthold Hamer, Autor der "Topografie der Landschaft Angeln" für die Bereitstellung der Textauszüge herzlich gedankt.

Inhalt

  • Allgemeiner Überblick
  • Versinkende Sage
  • Angelntreck
  • Erdbuch von 1783
  • Lust an der eigenen Scholle
  • Historische Fotos -
  • Chronik der Gemeinde Ulsnis Bearbeitet von Hans Tüxen Herausgeber: Gemeinde Ulsnis, 1987

Einführung

"Zur Landgemeinde Kius gehört ferner das Dorf Gunneby mit seinen ausgebauten Parzellenstellen. Es liegt nahe an dem Gunnebyer Noor, welches in einer Breite und Länge von ungefähr 1 km zwischen hohen Ufern ins Land einschneidet. Dieses Dorf gehörte vormals gleichfalls zum Teil des Schleswiger Domkapitel, das diese seine Besitzungen 1527 an das Gut Lindau gegen andere überlies. 5 Hufen waren zu den Lindauer Hofländereien gelegt, wofür bei der Parzellierung des Gutes 6 Parzellen ausgelegt wurden: Dallacker, südlich von Gunneby, zwischen dem Gunnebyer und Lindauer Noor, 2 Parzellen, Knappersfeld, nördlich von Gunneby, jetzt 5 kleine Parzellistenstellen und 1 Arbeiterwohnung, nahe dabei an der Süderlandstraße Schleswig-Kappeln Bremsdiek, 2 Stellen, deren eine über 50 ha groß ist mit 1 Arbeiterwohnung, während die andere vor einigen Jahren parzelliert ist. Das Dorf Gunneby hat eine einklassige Schule, ein Wirtshaus, Schmiede, Mühle mit Windmotor und einige Handwerker."

Zitiert nach:  "Angeln", Dr. phil. Pastor H. N. A. Jensen, 1844, Neudruck von 1982, Verlag Bernd Schramm, Kiel, ISBN 3-921361-00-1, Seite 645

Geschichte des Dorfes Gunneby, Gemeinschaftsarbeit, allgemeiner Überblick

An der Nordostseite des Noores, daß seinen Namen nach dem Dorf Gunneby erhalten hat, liegen auf einer Anhöhe halbkreisförmig um die Ländereien und die Häuser des Dorfes.

Die Endung "by" hieß früher ursprünglich Einzelhof, der gesamte Name Gunneby wurde dann als Dorfsiedlung gedeutet (nach Dankw. Meyer von 1652) und man schrieb damals Gundebuy.

Um das Schleiufer herum sind saftige Wiesen, zum Teil mit einem Schilfgürtel am Wasser und bis zur offenen Schlei nach Dallacker ist ein mit Busch und Bäumen bewachsenes Steilufer.

Die Landschaft an der Schlei ist vor Millionen Jahren entstanden, als die Gletscher noch von Norden kamen und langsam auftauten. Hier im Sandgelände findet man noch verkleinerte Seeigel und Stachel von Tintenfischen als untrügliche Beweise, daß hier früher überall Wasser war.

Als die ersten Siedler kamen und durch die Wälder bis an die Schlei streiften, lebten sie von der Jagd und vom Fischfang, wie überall in der Gegend. Durch Fundstücke, Waffen und Geräte aus Flintstein, selbst gefertigt (davon sind noch einige Exemplare im Heimatmuseum in Kius zu sehen, Anmerkung: jetzt Museumsstandort Ulsnis, die Red.), ist dies nachzuweisen.

Hier war sehr viel Wald und dadurch dauerte es viele Jahre, bis man seßhaft wurde. Die Menschen wohnten in primitiven Unterkünften am Schleiufer oder an den kleinen Bächen. Damals soll die Schlei sehr fischreich gewesen sein, aber es war wohl nicht einfach, Fische zu fangen. Die Menschen mußten erst Jahrhunderte überstehen, bis sie sich gut ernähren konnten und trotzdem gab es sehr viele, die weiter wandern wollten.

Im Jahre 449 begann eine Völkerwanderung der Jüten, Angeln und Sachsen über das Meer nach England, man hoffte dort besser leben zu können. In einem Sonderbericht in diesem Buch ist dieser Treck genau beschrieben.

Nach Erzählungen von Tatsachen ist eine wahre Sage entstanden, die ausgerechnet aus unserem Dorf Gunneby kommt, wo vor rund 1500 Jahren viele Menschen auswanderten.

Versinkende Sage, Heinrich Andresen, Hamburg-Bergedorf

Von Heinrich Andresen, Hamburg-Bergedorf, ist diese Sage von Gunneby im Jahrbuch Nr. 16 des Angler Heimatvereins vom Jahre 1952 geschrieben, die wir hier wiedergeben möchten.

Ende der dreißiger Jahre unternahm ich, als Vorstudie zu einer Rundfunksendung, eine Dampferfahrt auf der Schlei von Schleimünde bis Schleswig.

In Lindaunis hatte der Dampfer eine Stunde Aufenthalt. Am Strande tummelten sich die Kinder im Sand und im flachen Wasser. Ich lag an der hohen Böschung neben einem älteren Ehepaar. Im Gespräch erwähnte ich mein Vorhaben im Rundfunk, das sich auf Sage und Geschichte der Landschaft erstrecken sollte.

Da meinte der Herr (ein Kapitän a.D. Schmidt, soviel ich erinnere): "Da könnte ich Ihnen vielleicht helfen. Wenn Sie nach Schleswig weiterfahren, dann sehen Sie rechts auf einer vorspringenden Ecke des hohen Ufers das Wohnhaus meines Besitztums, genannt ,Dallacker', zum Dorfe Gunneby gehörig. Dort ist der Schauplatz einer alten Sage. Nahe dem Steilufer stehen in einer Reihe vierzehn größere Steine, Findlinge. Der Sage nach sind diese von einem Sippenältesten gesetzt für sich und seine dreizehn Söhne zum Gedenken, die alle vor nunmehr 1500 Jahren den Zug ins Britenland mitmachten."

Das war der Stoff für meine Ballade "Angelntreck". Das sagenhafte Geschehen wird sogar unterbaut durch die Tatsache, daß es in England mehrere Orte gibt, die Namen tragen aus der Landschaft Angeln, darunter einen, der Gunneby heißt. So ist es recht wahrscheinlich, daß sich ein wehrhaftes Geschlecht drüben eine neue Heimat schuf und sie nach der alten benannte, wie wir es aus Nordamerika mehrfach wissen. Siehe in der Ballade: "Dat nie Gunneby".

Vor drei Jahren sprach ich auf einer Vortragsreise die Ballade im Dorfe Kiesby, also ganz in der Nähe von Gunneby. Ich fragte nachher, ob jemand die Steine gesehen hätte und die Sage kenne. Einige Leute wußten von den Steinen, die Sage kannte niemand. Möllenhof und Gustav Friedrich Meyer bringen sie nicht; unsere Balladiker, Liliencron, sowie die jüngeren, Albert Mahl und Hans Heitmann, hätten sich diesen Stoff für eine Ballade sicher nicht entgehen lassen, wäre er ihnen bekannt gewesen.

Auf der Jahrestagung des Angler Heimatvereins am 10. Juni 1951 in Süderholzkrug sprach ich mit Landsmann Johannes Marxen aus Kiesbyfeld über die Sache; Herr M. war bei meinem Vortrag in Kiesby seinerzeit zugegen. Von ihm erhalte ich nun die Nachricht, daß die Steine vom unterwaschenen Ufer abgerutscht und nur bei Niedrigwasser noch zu erkennen sind. Der neue Besitzer vom Dallacker wußte aber noch davon. Das Bild, das mir Herr M. sandte, zeigt, daß die Bezeichnung "Versinkende Sage" fast wörtlich zu nehmen ist.

Angelntreck, Heinrich Andresen, Hamburg-Bergedorf

Bi Dallacker-Huuk an Gunnebystrand Staat veertein Steens op de hoche Kant. - De Meven kriescht över´t Water wiet: "Wo gau geit de Tiet! Wo gau geit de Tiet!" De ool Herr Gunner vun Gunneby Keek vun´t hoche Huuk hen över de Slie: "Twölf Sööns de seeg ik wassen so stolt, Twölf Jungs so taach as Eschenholt. Dar güng de Trumm hier nerrn an'n Strand To den Treck in dat fremde Britenland. Ik kunn se nich hooln un ik heff't ok nich daan; De een na den annern, all twölf sünd se gaan. All twölf hebbt se hier noch de Hand mi gev'n Keeneen keem wedder, all twölf sünd se blev'n Dar günt över See. Nu heff ik blot di, Mien Ralf, mien Jüngst; bliev du nu bi mi!" ""Mien Vader, dar nerrn liggt dat Drakenboot, Se söökt Jungkerls, de Knööf hebbt un Moot. Wo lang al hanteer ik mit Aex un Spitt, 0 giff mi dien' Segen un laat mi mit!" "Dien Bröder sünd Herren wurrn, riek un frie, Man Ralf, uns Heimat is hier an de Slie. Ik bün nu bald op, ik kann bald nich meer; legg du mi to slapen in Angler Eer!" "Mien Vader, dar över de Norrdsee günt Töövt twölf vun dien Sööne mit Fru un Kind. Treck mit! Se schickt Bott na di un na mi, Treck mit na dat nie Gunneby!" "Mien Ralf, wat maakst dat Hart mi groot; Hier höllt mi de Eer, dar röppt mi dat Bloot! Se legg ik dat Lei in dien junge Hand, Bring du mi in't gröttere Angelnland. Doch eer wi seilt lang de Slie hendal, So sett ik uns hier en Teken un Maal, So schüllt hier staan veertem Riesensteen För mi un mien Jungs, för jeden een. Wenn nastens dar güntsiet en Angler Kind Sik weer op de öle Heimat besinnt, So schall dat weten: Vun düsse Eer Dar floog de Saat hen över dat Meer." De Maven knescht över't Water wiet: "Wo gau güng de Tiet! Wo gau güng de Tiet!" Ok Dallacker-Huuk, an Gunnebystrand Töövt veertein Steen op de hoche Kant.

Erdbuch

Die Menschen, die nun zurück blieben, fingen an und bauten sich Häuser wie schon an anderer Stelle genau beschrieben. Man rodete Waldstücke und betrieb zunächst Viehwirtschaft. Das Vieh trieb man auf gemeinsame Weiden und hütete es dort.

Außerhalb des Dorfes entstanden Randsiedlungen, Dallacker, Knappersfeld, Bremsdiek, Affegünt und Düttnis. Der Name Düttnis abstammend vom Kriegsgott Tyr "Tyarsnäs", kommt schon 1231 unter den Königsgütern vor. (Nach Jensens Angeln.) Im Jahre 1652 hieß Düttnis Duttennysse, was damals soviel wie "Nase, Vorsprung" hieß.

Das Gut Lindau bestand schon vor 1500. Zu diesem Gut gehörten als Leibeigene fast alle Einwohner des Dorfes Gunneby, außer 2 Höfe, die zum Domkapitel nach Schleswig gehörten. 2 Hufen in Gunneby wurden 1527 an den Herrn auf Lindau Otto Ratlov gegen 4 andere im Kirchspiel Havetoft ausgetauscht, darunter auch Thersnes (Düttnis).

Aus der Vorzeit sind im Jahre 1900 im Gunnebyer Noor 500 Glasperlen gefunden, diese entstammen einem Perlenopfer aus der heidnischen Zeit. Bericht von Prof. Jankuhn im Jahrbuch des Angler Heimatvereins 14/105.

Um die Zeit und die Verhältnisse im 17. und 18. Jahrhundert in Gunneby zu schildern, muß man sich über die Leibeigenschaften zum Gute Lindau orientieren. Man sagte früher, daß die Leibeigenen mit Haut und Haaren zu ihrem Hof gehörten. Zu Lindau gehörten die Einwohner mehrerer Dörfer, unter anderem auch vom Dorf Gunneby.

Wie die Leibeigenschaft angefangen ist und wie die Menschen dieser Dörfer Untertanen am Hof wurden, ist nicht bekannt. Es herrschten strenge und rauhe Sitten, denn freiwillig war die Sache nicht.

Nach Otto Ratlov war Bertram Ratlov auf Lindau und zwar von 1598 bis 1652. Dann kam der Pächter Hinrich Hageman, geb. 1719, gest. 1782. Mit der Tochter von Hageman hatte der Dorfschulmeister Thomsen aus Kius eine unglückliche Liebe, die in der Kiusser Schulchronik erwähnt ist.

Von 1527 gehörte nun fast ganz Gunneby zum Leibeigenen Gute in Lindau. Die gutsangehörigen Bauern mußten jeden Tag, mit Ausnahme von 5 Wochen im Winter, wenn Holz gefällt wurde, l oder 2 Gespanne Pferde, l Knecht, l Mädchen und l Jungen zum Hofe schicken, um Hofdienste zu leisten. Kätner dagegen mußten jeden Tag auf dem Gut arbeiten. Ohne Einwilligung des Gutsherrn durfte nicht geheiratet werden, keiner durfte sich vermieten. Herzog Philipp, so wurde erzählt, ließ im Frühjahr die junge Welt des Gutes aus dem hiesigen Tingplatz versammeln, wo sie gedungen wurden, das heißt, er bestimmte, wo und wieviel sie verdienen sollten (nach Marxen, Kiesby).

Das Schicksal der Leibeigenen war nicht immer rosig. Es wurde nicht soviel erwirtschaftet, wie der königliche Hof verlangte. Daher wurde beschlossen, die bäuerlichen Familienstellen zu mehren und den Bauernstand zu heben. Viele Güter wurden niedergelegt und parzelliert.

Am 1. Mai 1784 wurde in Lindau die Leibeigenschaft endgültig aufgehoben. Ein Denkmal im Garten von 1884 erinnert noch an die Hundertjahrfeier.

Gleich nach der Aufhebung der Leibeigenschaft wurde das Land in Gunneby aufgeteilt und neu vermessen. Es entstand ein Erdbuch, wo alles über das Dorf und die Ländereien aufgeschrieben war und wonach sich jeder zu richten hatte. Jeder Hufner bekam eine Abschrift, deshalb ist wohl auch hier und dort ein Exemplar erhalten.

Erdbuch über das zum Gute Lindau gehörige Dorf Gunneby, so wie solches vertheilet worden im Jahre 1783 von dem beeidigtem Landmesser Hennewardt unter Direction des Major und Ober-Land-Inspector wie auch Oberlandmesser J. Bruyn (nach Hamburger Ruthen vermessen).

Nr. 1 Voll-Hufner Friedrich Matthiesen, heute Hans H. Hansen

Nr. 2 Voll Hufner Detlef Christian Detlefsen, heute Hans W. Hansen Nr. 3 Voll-Hufner Garsten Erichsen, Wilhelm Erichsen, heute Detlef Andresen

Nr. 4 Voll-Hufner Peter Thomsen, heute Helmut Matthiesen

Nr. 5 Voll-Hufner Andreas Simonsen/P. H. Callsen/Fritz Nissen

Nun folgen die Kätner:

Nr. 1 Malz Gregersen

Nr. 2 Christian Lohrentzen

Nr. 3 Hans Christian Gregersen

Nr. 4 Erich Erichsen / Carsten Erichsen

Nr. 5 Dethleff Thomsen / Peter Christian Thomsen

Nr. 6 Hinrich Christian Jessen

Nr. 7 Batram Gawold

Nr. 8 Wilhelm Erichsen

Nr. 9 Johann Hinrich Jacobsen

Nr. 10 Jess Lohrentzen

Nr. 11 Asmus Schmidt / Peter Jürgensen

Nr. 12 Christian Petersen

Jeder Hufner bekam gutes und auch schlechtes Land, sowie ein Stück Waldgelände.

Die Kätner hatten auch etwas Land und bekamen eine Moorschift. Nun hatten die Hufner Wald, daß heißt Holz zum Brennen und die Kätner machten sich Torf für ihre Feuerstellen.

Das Schulhaus hatte auch eine Moorschift auf Lindau im Hägeholz. Dann waren noch einige gemeinschaftliche Ländereien und eine gemeinschaftliche Wasserstelle ausgelegt.

Alles was der Ulsnisser Pastor erhält an Geld und Naturalien ist genau aufgeschrieben, in diesem Fall war es für Pastor Classen.

Lust an der eigenen Scholle

Nach der Aufhebung der Leibeigenschaft wurde Gunneby erst ein richtiges Dorf. Jeder Hufner und Kätner bekam sein Land zugewiesen und es wurde durch den Landmesser genau vermessen. Die Einkoppelung wurde durchgeführt wie in den anderen Dörfern zuvor. Nun arbeitete man mit Lust auf der eigenen Scholle. Jetzt konnte man seine Zeit selbst einteilen und war nicht mehr vom Hofe Lindau abhängig. Es begann eine glückliche Zeit.

Handwerker gab es auch schon, die in erster Linie für die Bauern arbeiteten.

1860 gab es einen Krüger und Höker, l Bäcker, 2 Maurer und Zimmerer, l Schmied, l Grützmüller und l Maler (Erichsen Husum).

Die Krügerei und Hökerei war dort, wo Marie Petersen jetzt wohnt und vorher viele Jahre Johannes Dietrichsen. Es gehörte etwas Land dazu und deshalb ein Scheunengebäude mit Durchfahrt für die Pferdegespanne. Für das kleine Dorf wurde allerlei geboten. Man baute später einen Saal mit Bühne an, wo man richtige Dorffeste feierte.

Wo früher geschmiedet wurde, steht noch heute das alte Gebäude neben dem Wohnhaus von Frau Christians. Größere Schmiedearbeiten wurden vor der offenen Tür auf dem Vorplatz ausgeführt. Dann konnte man den Klang des Schmiedehammers auf dem Amboß durch das ganze Dorf hören.

Der Bäcker wohnte in dem Haus von Adolf Green, wo auch gebacken wurde. Das Brot wurde hier auch verkauft. Es war sogar ein Firmenschild auf die Hauswand gemalt.

Hier, in diesem Haus wohnte viele Jahre der bekannte Heimatmaler Heinrich Hinrichsen, der in Südangeln fast 1000 Bilder malte. Der kleine Berg beim Haus hieß noch viele Jahre der Malerberg. Später siedelte Hinrichsen nach Scheggerott, wo er seinen Lebensabend verbrachte. Ein Bericht über sein Leben steht im Jahrbuch des Angler Heimatverein 46. Jahrgang 1982.

Ein Grützmüller wohnte in der Dorfstraße, heute Nr. 22, heute Besitzer Weitner. Früher wohnte dort Georg Martensen, davor Johs. Henningsen, der nach Mecklenburg zog. Er war es, der den Mühlenbetrieb hatte und schon um die Jahrhundertwende mit einem Windrad auf der Scheune als Kraftantrieb Korn mahlte.

Der Maurer wohnte wohl im Haus von Johs. Lorenzen und der Zimmermann im Hause Helm. Neben dem Haus von Johs. Lorenzen befindet sich heute noch ein kleines Moorgelände mit einem kleinen Teich (Torfkuhle). In den früheren Jahren nannte man es "Dallacker Moor". Hier wurde um 1905 Torf gewonnen. Der Torfbrei wurde aus der Tiefe geholt, geformt und getrocknet. In diesem "Moorteich", der sehr fischreich war, fand 1929 ein Fischsterben statt. Vermutlich Sauerstoffmangel.

In den zwanziger Jahren kam noch ein Handwerker nach Gunneby. Es war der Schlachter Karl Friedrichsen, der neben der Schmiede ein Wohnhaus und ein Schlachthaus baute. Friedrichsen war mehrere Jahrzehnte dort und hatte teilweise auch ein Ladengeschäft.

An der offenen Schleibucht bei Hansen, wo früher Peter Jessen mit seiner Schwester wohnte, ist heute der Badeplatz von Gunneby. Die Einwohnerzahl hat sich mehr als verdoppelt und so ist im Sommer am Wasser sehr viel los. Die Gemeinde baute ein Toilettenhaus und einen Parkplatz. Dadurch wurde der Fremdenverkehr sehr gefördert.

Am hohen Ufer der Schlei baute 1920 nach dem Ersten Weltkrieg ein Holländer ein riesiges villenähnliches Gebäude. Er wollte hier in den Ruhestand gehen, da sein Geld in Deutschland viel Wert hatte, infolge einer Inflation in Deutschland. Sein großes weißes Schiff, daß vor seinem Haus ankerte, ging eines Tages unter. Somit -waren seine Beziehungen nach Holland abgerissen.

Nach dem ersten Besitzer, Korvettenkapitän Plath, kam Graf Moltke und danach war es nicht ganz überschaubar für die Dorfbewohner. Anfang der siebziger Jahre war dort ein schönes Cafe, welches in einer Nacht 1971 abbrannte. Es wurde nicht wieder aufgebaut. Die ehemaligen Stallungen wurden später zu Ferienwohnungen umgebaut.

Im alten renovierten Dallacker-Hof stehen heute Pferde, es ist ein Reiterhof mit Ferienwohnungen geworden.

Wo man bei Johs. Lorenzen nach dem Kamp über einen Fußweg gehen konnte (dieser besteht nicht mehr), war noch ein altes Strohdachhaus. Dort lag 20 m weiter ein riesengroßer Stein. Es war ein rechteckiger Block von ca. 2,20 m Länge, 1,50 m Höhe und ca. l m Breite. Weil dieser Stein Seltenheitswert hatte, machte die Ulsnisser Schule sogar Ausflüge dahin. In den fünfziger Jahren wurde dieser Stein zu Straßenmaterial zerkleinert.

Kommt man von Dallacker in das Dorf hinein, ist an einem Hang ein kleiner Wald. Es ist der Schulwald, den einmal die Gunnebyer Schulkinder gepflanzt haben. Hier stand früher ein altes Haus und man nannte die Gegend Ratzeburg. Auch heute noch.

Im Dorfzentrum steht auf einer Wegegabelung eine Friedenseiche. Daneben ist auf dem Hofe Hansen der Feuerlöschteich. An der Ostseite der Gabelung steht das Spritzenhaus und in einer Entfernung von ca. 50 m der Schulungsraum der Freiwilligen Feuerwehr. 100 m nördlich der Gabelung sieht man die ehemalige Dorfschule von 1897. (Sonderbericht Schule Gunneby von H. Philipp.)

Ebenfalls steht eine Eiche im Unterdorf auf der Kreuzung zu Johs. Lorenzen mit der Jahreszahl 24. 3. 1898. Diese Eiche wurde zur 50sten Wiederkehr der Erhebung Schleswig-Holsteins gegen Dänemark gepflanzt.

In das Noor hinein ragen 2 Halbinseln, die südliche heißt Böckenis und ist unbewohnt. Die nördliche Halbinsel ist das kleine Niss. Dort steht noch ein kleiner Bauernhof und eine Kate. Die Wiese zwischen dem kleinen Niss und dem Dorf, Besitzer heute Walter Hansen, wurde in der großen Arbeitslosenzeit, um 1930 etwa, im Rahmen von Arbeitslosenbeschaffungsmaßnahmen des Arbeitsamtes, trocken gelegt, eingeebnet und somit landwirtschaftlich nutzbar gemacht.

Wer auf die Karte guckt und Humor hat, sieht das Gunnebyer Noor wie einen Eselskopf mit 2 Ohren. Die Schnautze ist dann bei Dreispitz in Ulsnis.

Nach Westen ist das Gebiet von Kiusweg mit dem kleinen Bach als frühere Grenze zwischen KIUS und Lindau. Richtung Bremsdiek kommt dann Knappersfeld mit kleinen Siedlungen und Katen. Der Straßenberg hieß früher Knappersberg, man nennt ihn heute noch oft so. Er ist nach Osten verlegt und entschärft worden. Südlich am Knappersberg lag früher noch eine kleine Bauernstelle.

Auf dem Hof Thiesen, Bremsdiek, war lange Jahre noch eine Windrose auf der Scheune um das eigene Korn selbst zu mahlen. Man sparte die Fuhren zur Mühle und das Geld für das Mahlen. An der Südseite des Gartens hat man nach dem Kriege auch Torf gegraben, ein schöner Teich ist noch geblieben. Hier bei den Häusern gab es vor 50 Jahren noch Ziehbrunnen mit einem Bretterverschlag, einem dicken Balken und einer Kette mit einem Eimer daran.

An der Landstraße Bremsdiek-Kius, auf der letzten Koppel von Thiesen, lag früher die Katenstelle von Jacob Petersen.

An der Landstraße lag auch das Armenhaus, in dem die Familie "Lehmpott" (Carstensen) wohnte. (Bekannt auch durch die Borener Chronik.)

Auf der kleinen Koppel, heute Hans Wilhelm Hansen, stand noch ein Haus. Hier wohnte Johannes Lorenzen sowie die Familie Johannes Möller, eine Tochter von Johs. Lorenzen. Die Familie Möller verzog Anfang der 50er Jahre.

1955 verstarb Johannes Lorenzen. Bald danach wurde das Haus abgerissen.

An der anderen Wegseite war in den früheren Jahren auch noch eine Katenstelle.

Die Landstraße, der heutige Plattenweg, war die Hauptstraße nach Kappein.

Düttnis war früher ein großer Hof und grenzte die Ländereien nach Lindau ab.

Das größte Fest, das man im Dorf Gunneby gefeiert hat, war die Diamantene Hochzeit von dem Ehepaar Johs. Helm am l. März 1934. Es war eine große Feier für das ganze Dorf. Erst ging man in die Kirche, dann in die Gastwirtschaft. Ein Reiterzug aus dem Dorf gab dem Festzug das Geleit.

1962-1963 wurde die Dorfstraße neu ausgebaut und mit einer Teerdecke versehen. 1976 wurde die Dorfstraße von der Einmündung Kreisstraße bis zur Abzweigung Marxen auf 4,50 m verbreitert.

Die Straße von Andresen bis Annegret Petersen wurde 1979 im Hochwasserbereich erhöht und mit einer Teerdecke versehen.

Die Straße zu Jacobs, Knappersfeld, wurde 1976 mit einer Teerdecke versehen. 1980 wurde eine Straßenbeleuchtung in unserem Dorf installiert.